Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der Gemahl Maria Theresias, kaufte um 1750 die damals größte und berühmteste Naturaliensammlung
der Welt von dem Florentiner Gelehrten Johann Ritter von Baillou und legte damit den Grundstein für das Naturhistorische Museum.
30.000 Objekte – darunter seltene Fossilien, Schnecken, Muscheln und Korallen sowie kostbare Mineralien und Edelsteine – waren
das Herz der kaiserlichen Naturaliensammlung. Im Gegensatz zu vielen anderen fürstlichen Wunderkammern der Zeit war diese
Kollektion bereits nach wissenschaftlichen Kriterien geordnet.
Der Kaiser liebte seine Sammlung und besuchte sie angeblich jeden Tag. Um sie zu erweitern, war ihm nichts zu teuer. Für ein
damals noch sehr seltenes Exemplar der marinen Schneckenart "Wendeltreppe" (Epitonium scalare) soll er die ungeheure Summe
von 4.000 Gulden bezahlt haben – das entsprach dem Jahresgehalt eines seiner höchsten Beamten!
Franz I Stephan von Lothrigen, der 1752 die Menagerie in Schönbrunn und 1753 den Botanischen Garten gründete, ließ auch die
erste wissenschaftliche Expedition nach Übersee ausrüsten. In seinem Auftrag reiste Nicolaus Joseph Jacquin 1755 in die Karibik,
zu den Antillen, nach Venezuela und Kolumbien. Von dieser Reise brachte Jacquin viele lebende Tiere und Pflanzen für die Menagerie
und den Botanischen Garten sowie 67 Kisten mit Naturalien zurück nach Wien.