Jüngere Eisenzeit

Im Laufe des 5. Jh. v. Chr. beginnt mit dem jüngeren Abschnitt der Eisenzeit eine neu Ära, die nach einem Opferplatz im westschweizerischen Ort La Tène benannt wurde, und die bis zur Zeitenwende andauert. Die Träger dieser Latènekultur waren die prähistorischen Kelten, deren zahlreiche Stämme miteinander um die Vorherrschaft rangen.
 

Ansprechperson: Dr. Veronika Holzer


Die Objekte der Sammlung Jüngere Eisenzeit des Naturhistorischen Museums stammen zu einem großen Teil aus den ehemaligen k. und k. Gebieten.

Zu den schönsten und ältesten Stücken zählt die Situla von Kuffern. Auf dem aus Bronzeblech getriebenen kleinen Kübel findet sich die einzige figürliche Darstellung, die auf einem Gefäß dieser Art nördlich der Alpen bislang gefunden wurde. Das umlaufende Band zeigt Bilder aus dem Leben eines keltischen Herrn. Neben einer Szene, die einen Mann im Kreise seiner Diener zeigt, sind ein Boxkampf und ein Pferderennen dargestellt. Die zweite Hälfte des Bilderfrieses nimmt die Darstellung eines Wagenrennens ein. Ebenfalls in die frühe Zeit des Latène gehören die Gräberfeldfunde aus Wien XXI (Leopoldau) und zahlreiche Fibeln aus dem Bronzekessel-Depotfund von Duchcov (Tschechische Republik). In diesem Kessel fanden sich neben Bronzearmringen und Bronzeringen auch hunderte Bronzefibeln. Diese Duxer Fibeln sind charakterisiert durch einen zurückgebogenen Fuß mit kugelförmiger oder ähnlich gestalteter Fußzier und beidseitigen 2-3 windigen Spiralen.

Die bedeutendsten Objekte aus der Mittellatènezeit stammen aus der keltischen Zentralsiedlung von Roseldorf/Sandberg, die die Prähistorische Abteilung seit 1995 wissenschaftlich erforscht. Anlass zu den weiteren Untersuchungen gab damals eines der Prunkstücke der Sammlung, ein filigran gearbeiteter keltischer Gürtelhaken aus Eisen mit in einem Leierornament wiedergegebenen antithetischen angeordneten Drachenfiguren, der in die 2. Hälfte des 5. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die jüngeren Untersuchungen ergänzten den Bestand der Sammlungen vor allem durch kultische Opfergaben wie Waffen, darunter aufwendig gearbeitete Schwertscheiden, Lanzenspitzen, Schildbuckel, Kettenpanzer, Streitwagenteile und Pferdegeschirr.   

Aus dem Ende der Latènezeit stammen unter anderem die Funde der reichen Nekropolen von Mihovo (Slowenien) mit ca. 400 Brand- und Körpergräbern. Bereits in der Hallstattzeit wurden Menschen hier bestattet. Ab der späten Frühlatènezeit bis in die ältere römische Kaiserzeit wurden dann durchgehend in unterschiedlicher Intensität Gräber angelegt. Zu den schönsten Funden aus Mihovo ist das spätlatènezeitliche eiserne Langschwert mit figuralverzierter Scheide zu zählen. Das Scheidenornament ist aus dünnem Bronzeblech aufgelegt und stellt ein Paar antithetischer Huftiere dar. Darüber ist ein Rind mit Vogel am Rücken angebracht. Aus derselben Zeit stammen die reichen Funde des Oppidums Stradonice auf dem Berg Hradiště (Tschechische Republik), die ebenfalls zur Sammlung gehören.


 

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